12. März 2025:
Politische Philosophie
Wir sind eingebettet in einer globalisierten, einer wirtschaftlich, technologisch und menschlich vernetzten Welt wie sie die Menschheit noch nie erlebt hat. Acht, und bis 2050 zehn Milliarden Menschen teilen sich eine zu klein gewordene Erde; bei sich weltweit beschleunigenden Krisen, wie z.B. einer nicht mehr in den Griff zu bekommenden Klimaveränderung (und katastrophalen Nebenwirkungen). Und all das, bei begrenzten Ressourcen, bei Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, riskanten Geldpolitiken und weltweit zunehmenden Völkerwanderungen und Kriegen.
Dazu, bei diesem nun weltweiten Kapitalfeudalismus und den explodierenden Spannungen zwischen Arm und Reich, zwischen wohlhabenden und armen Staaten, von Demokratien und Autokratien –verstärkt durch eine Unzahl ethnischer, sozialer, religiöser Differenzen, bei Überschuldungen, starren, aufgeblähten Bürokratien. Erzwänge es doch ein konstruktives Miteinander, auf gleicher Augenhöhe. Eben, mit den Erkenntnissen aus demokratischen Erfahrungen für ein „menschliches“, ein prosperierendes Europa. Dennoch, das Ganze verstärkt sich weltweit noch über technologische, wirtschaftliche, schlussendlich militärische Auseinandersetzungen – die, jedenfalls für uns Europäer, nichts Gutes verheißen; selbst demokratische Grundsätze über den Haufen zu werfen drohen.
Ernüchternd sehen wir aber auch unsere Politik, sie scheint all diese Probleme nicht in den Griff zu bekommen– keine Regierung, keine Partei, geschweige als „demokratischer“ Staat. Es herrscht „persönlicher Klüngel“, verschworene Netzwerke – trotz all der Beteuerungen „hehrer“ gemeinsamer Ziele. Und, die Risiken nehmen weltweit zu, bei diesen sozialen Diskrepanzen. Mit den IT-Trends zur weltweiten „Nivellierung“ von Faktoren und Arbeitseinkommen, die nicht nur jede lokale Politik vor komplexe Herausforderungen stellt, sondern vorab eben herausragende Fähigkeiten voraussetzt (die aber nirgendwo zu sehen sind)!
Seit gut einem Jahrtausend war Europa kultureller, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Motor. Zwar genießt es noch immer Sicherheit und Wohlstand – allerdings nur dank der Vorleistungen unserer Ahnen –, in zunehmend verkrusteten, wenn noch funktionierenden Rechtsstaaten. Aber das reicht bereits nicht mehr! All die Diskrepanzen, wirtschaftliche wie soziale Probleme, bleiben so ungelöst; nein, verstärken sich noch! Und ob wir unsere über die Jahrhunderte erarbeiteten Vorteile in den bereits anfälligen Demokratien aufrecht halten können, scheint fraglich. Europa stagniert, aber die anderen Kontinente holen rigoros auf. Ganz offensichtlich NICHT zum Nutzen der europäischen Bevölkerung.
Unterschiedlichste Wirtschaftsräume und Kulturen prallen aufeinander, werden das 21. Jahrhundert neu prägen – mit vielfältigen Reibungsflächen, mit Krisen und Revolutionen, bei Auflösung nationaler Einheiten, mit Völkerwanderungen, und um den Kampf der letzten Ressourcen. Alles beschleunigt sich mit der technologischen Entwicklung, und diese Kumulierung egozentrischen Verhaltens begrenzt Freiheiten, unsere Individualitäten, mit ökonomischen Verwerfungen. Alles also mit wachsenden Unsicherheiten!
Dennoch, überall nur schlaue Ratschläge, weise Expertisen, endlose Reportagen – aber die Probleme nehmen zu. An was liegt das? Verwickeln wir uns in diesen unzähligen Komplexitäten, verwirrt uns die Meinungsvielfalt? Ideen, Gedanken, Weisheiten sind die eine Seite, die Praxis hingegen, dazu demokratisch, eine doch andere Welt – eben, zunehmend „derb-menschlich“. Versuchen wir es zu ergründen!
Ethik
Alles beginnt bei uns selbst – wie wir denken und handeln, eben, wie wir uns verhalten, vielleicht die Umgebung rezipieren, aber so auch die anderen zwingen wollen. In demokratischen Systemen sind wir zwangsläufig freier und weitgehend noch ungebunden im Rahmen lokaler Kultur (die sich aber bereits auflöst).
Tatsache ist, wir verhalten uns entsprechend unserer „Sozialisation“. Es ist also nicht die Informationsfülle die unser Handeln prägt, es ist, wie wir sie verarbeiten, mit unserem Wissen, unseren Einstellungen, und sie mit unseren Erfahrungen verknüpfen – besonders jedoch, wie wir hinterfragen. Als ein doch „leidvoller“ Prozess, den viele gerne vermeiden.
Wir teilen uns – vereinfacht – in zwei Gruppen. In jene, die versuchen, Fragen wertfrei zu lösen, Erkenntnisse erarbeiten, also evolutionär, kritisch denken, sich eben bewusst „re-sozialisieren“. Und in eine Masse die unreflektiert „konsumiert“, so ihr Verhalten leiten lässt, als mediengesteuerte Individuen, willfährige Apologeten, besonders in autoritären Regimes. Also als ideologisch „gesteuerte“ Marionetten – wie wir sie weltweit bei jedem Umbruch erleben (Le Bon 1841-1931). Was richtig oder falsch wäre, wer will das schon rational beurteilen, fehlt zumeist doch „angewandte“ Bildung.
Nun beschleunigen sich aber die Prozesse, weltweit. Kann doch jeder gerade schon mal lesen und schreiben (auf dem Smartphone) und meint nun – mit Banalem, dazu noch ideologisch gefärbt –, sowie mit viel Zeit in sorgenfreier Existenz, überall mitmischen zu können. So selbst uralte Werte zu missachten und – in der Anonymität des Netzes – seine „demokratischen“ Rechte anderen „autoritär“ aufs Auge drücken zu dürfen. Welcher Tiefschlag für die Demokratie? Übersteht sie das?
Epochenbruch – Vernunftdilemma Demokratie
Komplexitäten, Ideologien, Datenhype (ISBN 978-3-7597-1501-2)